Erinnerung an die Novemberpogrome 1938
Über 50 Personen nahmen an der Gedenkfeier teil, zu der die Gesellschaft Heimat und Geschichte am 85. Jahrestag der Novemberpogrome eingeladen hatte, um an die schrecklichen Geschehnisse zu erinnern, als in ganz Deutschland nicht nur die Synagogen brannten, sondern die jüdische Bevölkerung terrorisiert und viele auch schon umgebracht wurden. Die Novemberpogrome der Nazi-Diktatur im Jahr 1938 waren der Auftakt für den späteren Holocaust, der fabrikmäßige Vernichtung, der rund sechs Millionen europäische Juden zum Opfer fielen.
Vorsitzender Wolfgang Kraft hieß besonders die evangelische Pfarrerin Lena Brugger willkommen, die die Veranstaltung mit einer Andacht und einer Rede bereicherte.
Sie stimmte auch an den Stolpersteinen, die vor einigen Jahren zur Erinnerung an die früheren jüdischen Mitbürger verlegt wurden, das israelische Volks- und Friedenslied „Schalom chaverim“ an, in das alle einstimmten.
Begonnen hatte die Feier am Gedenkstein am ehemaligen Standort des jüdischen Gemeindezentrums mit Synagoge an der Ecke Nauheimer Straße/Friedhofstraße.
Wolfgang Kraft berichtete, dass um 1870 etwa 100 jüdische Mitbürger in Trebur wohnten; dagegen lebten 1925 nur noch 16 Familien.
Wie die Synagoge einst aussah, beschrieb Kraft, in dem er einen Brief zitierte, den der in Amerika lebende Treburer Jude Karl Levi in den 1980 Jahren an die frühere Lehrerin Herta Kolb schrieb. Danach war das Gebäude 1936 entweiht und die Gemeinde aufgelöst worden, weil nur noch sehr wenige Juden hier lebten. An dem Gedenkstein wurden auch Kerzen und weiße Rosen für die jüdischen Mitbürger niedergelegt, die einst in Astheim und Geinsheim zu Hause waren. Genauso wie an den einzelnen Stolpersteinen in Trebur. Zuerst in der Nauheimer Straße vor dem ehemaligen Haus Rosenbaum. Dort befand sich ein kleines Geschäft, das 1938 geplündert wurde. Gegenstände auch Möbel aus der Wohnung wurden auf die Straße geworfen, die Menschen gedemütigt, misshandelt und in Angst und Schrecken versetzt. Ihr Schicksal endete wie viele andere der jüdischen Bürger von Trebur in Vernichtungslagern.
In der Krummgasse wurde an die Familie Levi, in der Kümmelgasse an die Familie Hayum erinnert, in der Hauptstraße an die Familie Hiffelsheimer sowie die Familie Goldschmidt, die dort ein Geschäft betrieb.
Die Gedenkfeier wurde auch als Mahnung verstanden, dass sich die Ereignisse der Nazi-Diktatur nicht wiederholen und kein Jude in Deutschland mehr Angst um sein Leben haben dürfe. Gefragt sind also Zivilcourage aller Demokraten im Einsatz gegen Hass und Gewalt.
Die Treburer Naturfreunde hatten in einer Aktion die Stolpersteine am Morgen des
9. November geputzt. Einige Teilnehmer lobten die Veranstaltung deshalb auch beispielhaft für zivilgesellschaftliches Engagement. Bedauert wurde dennoch, dass Vertreter aus der kommunalen Politik nicht anwesend waren.